Dienstag, 16. Januar 2018

{Rezension} Ich treffe dich zwischen den Zeilen








Loveday arbeitet in Archies Antiquariat seit sie 15 ist. Hier kann sie sich zwischen ihren geliebten Büchern verstecken. Hinter den schwarz gefärbten Haaren und den Tattoos verbirgt sich eine sensible junge Frau mit einer traurigen Vergangenheit. Bei Archie wird sie so akzeptiert, wie sie ist. Doch eines Tages kommt Nathan in das Antiquriat und wirbelt ihre kleine Welt gehörig durcheinander. Zwischen Poetry Slams kommt sie ihm langsam näher. Doch als Bücher auftauchen, die sie niemals wiedersehen wollte, muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen. Kann es trotzdem eine Zukunft für sie geben?







Die Handlung ist stark auf das Wesentliche fokussiert. Zielgerichtet und schnörkellos erzählt uns Loveday von ihrem Leben. Dabei wechseln sich die Kapitel aus der Gegenwart mit Kindheitserinnerungen und der Erzählung ihrer ersten Beziehung ab. Stück für Stück wächst das Verständnis und die Liebe zu dieser unglaublich starken Frau. Loveday lässt zwar niemanden an sich heran, aber sie ist deshalb nicht gefühllos. Stattdessen nimmt sie ihre Umwelt sehr genau wahr. Sie tut sich lediglich schwer damit, ihren Empfindungen Ausdruck zu verleihen. Ihr Handeln ist von der Angst bestimmt, erneut verletzt zu werden. Doch nach und nach kommt ihre Sehnsucht nach dem Leben zum Vorschein und sie lernt, das Glück zu ergreifen.
Je mehr Loveday sich verliebt, desto toller erscheint auch Nathan. Da wir alles nur aus ihrer Sicht erfahren, wird seine Figur immer genau so gezeichnet, wie sie ihn gerade sehen möchte. Sein großes Herz, seine Leidenschaft für Worte und seine Hingabe an die Zauberei bleiben jedoch immer präsent.
Der innere Konflikt, dem Loveday ausgesetzt ist, wird deutlich geschildert. Dennoch verzichtet die Geschichte auf unnötiges Drama und malt stattdessen mit leisen Worten starke Emotionen.
Die Beziehung zwischen Loveday und ihrer Mutter wird langsam herausgearbeitet, je mehr man über die Vergangenheit erfährt. Während man am Anfang noch tausend Fragezeichen im Kopf hat, wächst immer mehr das Verständnis für beide Seiten und die Tragik des Ganzen wird offenbar. Es gibt kein klares Schwarz und Weiß, was mir besonders gut gefallen hat.
Nathan findet Loveday sofort toll und lädt sie auf seinen Poetry Slam ein. Irgendwann rafft sie sich auch auf, obwohl sie Menschenmengen sonst eher meidet. Danach besuchen die beiden etliche Slams und mehrmals tritt Nathan dort auch auf. Die Texte, die er vorträgt, sind immer abgedruckt, was die Stimmung noch besser rüberbringt und einen Einblick in sein Inneres gewährt.
Es ist klar, dass zwei erwachsene Menschen, die sich ineinander verlieben, auch irgendwann gemeinsam im Bett landen. Hier jedoch ist Sex etwas so selbstverständliches, dass es nicht mehr als nötig ausgeführt wird. Die Entdeckung und Entschlüsselung von Lovedays Tattoos dagegen ist etwas außergewöhnliches und wird deswegen auch genauer beschrieben.
Regelmäßig werden vor dem Antiquariat Kisten mit alten Büchern hinterlassen, die Loveday dann einsortieren muss. Eines Tages stößt sie dabei jedoch auf Bücher, die ihre Mutter ebenfalls besessen hat. Können es tatsächlich die gleichen Ausgaben sein? Sie muss sich fragen, wer von ihrer Vergangenheit wissen könnte und dazu fähig ist, sie auf diese Weise damit zu konfrontieren. Denn die Erinnerungen, die in ihr aufgewirbelt werden, sind keine guten. Irgendwann kann Loveday nicht mehr so weitermachen wie bisher.








Eine ruhige und einfühlsame Geschichte über eine Liebe, die auch dann noch trägt, wenn einer nicht mehr kann. Indem Loveday ihre Vergangenheit zu bewältigen lernt, öffnet sich ihr auch der Weg in eine neue Zukunft.

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